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Freitag, 18 Juli 2014 09:48

Lückenkemper: "Harald Bottin ist ein sehr geduldiger Trainer"

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Vom Hochsprung zu den 200 Metern: Über Umwege wurde Gina Lückenkemper zu einem der größten deutschen Sprint-Talente. In diesem Jahr ist die 17-Jährige vom LAZ Soest schon bei 23,26 Sekunden angekommen. Im Interview mit dem Fachmagazin "Leichtathletik" spricht die Schülerin mit Redakteur Martin Neumann über ihre Aussichten bei der U20-WM in Eugene (22. bis 27. Juli), die starke Konkurrenz aus den USA und Großbritannien und warum sie nur viermal die Woche trainiert.

Gina Lückenkemper, Sie befinden sich bereits in den USgA. Wie war die Anreise ins Trainingslager nach Salem vor der U20-WM?
Lückenkemper:
Es hat alles gut geklappt. Wir sind am Montavormittag von Frankfurt aus nach Seattle geflogen. Danach ging es weiter mit dem Bus nach Salem.

Wann reisen Sie nach Eugene? Sie steigen ja erst mit dem 200-Meter-Vorlauf am 24. Juli in die U20-WM ein.
Lückenkemper: Am 20 Juli geht’s weiter. Es ist ja keine große Entfernung, sodass wir kurzfristig anreisen können.


Sie sind noch 17 Jahre alt, erleben aber schon Ihre zweite U20-WM. Können Sie kurz umreißen, was sich zwischen 2012 in Barcelona und jetzt verändert hat?
Lückenkemper: Mittlerweile gehöre ich zu den erfahreneren Athleten in der deutschen Mannschaft. In Barcelona hatte ich ja noch gar keine internationale Erfahrung. Ach ja: Ich bin auch ein bisschen schneller geworden (lacht).


Sind mit den Zeiten auch die Ansprüche gestiegen?
Lückenkemper: In Barcelona bin ich gerannt und habe geschaut, was passiert. In Eugene will ich schon über 200 Meter ins Finale kommen. Mit der Staffel waren wir zuletzt auch gut auf Kurs. Da wollen wir Richtung 44 Sekunden laufen. Damit ist im Finale eine gute Platzierung drin.


Sie haben sich in diesem Jahr über 200 Meter auf 23,26 Sekunden verbessert. Damit sind Sie Nummer vier der Meldeliste für Eugene. Liebäugelt man mit dieser Ausgangsposition nicht sogar mit einer Medaille?
Lückenkemper: Das ist richtig, ich reise als Vierte an. So wie vergangenes Jahr zur U18-WM nach Donetsk. Eine Medaille ist trotzdem unrealistisch. Zwei Mädels sind schon ganz klar unter 23 Sekunden gelaufen, für den dritten Platz kommen ein halbes Dutzend Sprinterinnen infrage. Für mich geht es darum, meine Bestzeit zu bestätigen. Über eine kleine Steigerung beim Saisonhöhepunkt würde ich mich natürlich noch mehr freuen.

Sie sprechen die starke Konkurrenz auf der halben Stadionrunde an: Die U20-Weltrangliste führt die 16-jährige US-Amerikanerin Kaylin Whitney mit 22,49 Sekunden an. Träumen Sie auch schon von solchen Zeiten?
Lückenkemper: Nein, bis ich davon träume, wird noch eine Weile vergehen (lacht). Ich glaube auch nicht, dass ich dieses Jahr schon unter 23 Sekunden laufen kann. Vielleicht kann ich das nächstes Jahr in Angriff nehmen. Es kommt auch darauf an, wie ich durch den Winter komme. Dieses Jahr hatte ich ja mit eine paar Verletzungen zu tun.


Sie hatten im Winter muskuläre Probleme. Sind Sie im Moment völlig schmerzfrei?
Lückenkemper: Ja, es gibt gar keine Probleme. Ich hätte auch nicht gedacht, dass es in der Halle schon wieder so schnell werden würde. Gleiches gilt für den Sommer. Wegen einer Oberschenkelzerrung zum Ende der Hallensaison habe ich auch erst später mit Läufen in Spikes begonnen.

Zurück nach Eugene: Die andere Top-Favoritin ist Dina Asher-Smith mit 22,74 Sekunden. Zuletzt sind Sie in Mannheim gegen die Britin gelaufen. Wie hat sich das 100-Meter-Finale angefühlt, als sie windunterstützt 11,03 Sekunden neben Ihnen gerannt ist?
Lückenkemper: Das war ein wahnsinniges Gefühl. Sie ist am Start weggeschossen wie eine Rakete. Da kommt man sich verdammt langsam vor. Andererseits profitiere ich davon, gegen stärkere Konkurrenz zu laufen. Man muss locker bleiben, darf nicht verkrampfen, um trotzdem noch eine gute Zeit zu erzielen. Am Ende konnte ich mich sogar noch ein bisschen herankämpfen. Das hatte einen Lerneffekt für Eugene.


Spielen denn für Sie 23,10 Sekunden für Eugene eine Rolle?
Lückenkemper: Die Zeit wäre ein Traum, ich werde dafür kämpfen.

Und die Zeit wäre gleichzeitig die EM-Norm. Bei den deutschen Frauen gibt es ja noch Tickets für Zürich …
Lückenkemper: … ich würde gern nach Zürich fahren, ganz klar. Dort könnte ich ganz andere Erfahrungen sammeln als bei großen Jugendmeisterschaften.


Eugene gilt als „Windloch“ mit extrem drehenden Böen innerhalb von Minuten. Kommen Sie als eher zierliche Läuferin mit Gegenwind zurecht?
Lückenkemper: Das klappt ganz gut, auch wenn in diesem Sommer der Gegenwind noch keine große Rolle gespielt hat, da immer mehr Meetings Sprints in beide Richtungen anbieten. Dafür bauen wir ins Training häufig Läufe bei Gegenwind ein. Ich bin also vorbereitet.

Wird Ihr Heimtrainer Harald Bottin eigentlich vor Ort sein?
Lückenkemper: Ja, Harald fliegt am 18. Juli nach Eugene. Ich bin froh, dass er dort ist, das gibt ein bisschen Heimatgefühl. Vor Ort ist aber Bundestrainer Alexander Seeger verantwortlich. Harald will das Ganze genießen. Ich bin auch dankbar, dass ihn das LAZ Soest unterstützt, allein der Flug kostet rund 1.500 Euro.


Sie trainieren bei Harald Bottin seit fünf Jahren. Er hat unter anderem auch Hochspringer Falk Wendrich entdeckt. Was macht seine Arbeit aus?
Lückenkemper: Er ist ein sehr geduldiger Trainer, lässt den Athleten Zeit, neue Übungen zu lernen. Er nimmt sehr viel Rücksicht, falls jemand verletzt ist und ist sehr verständnisvoll. Das führt zu einer tollen Atmosphäre im Training.


Trainieren Sie eigentlich wirklich nur fünfmal pro Woche, wie erzählt wird?
Lückenkemper: Nein, das stimmt nicht. Es sind nur vier Einheiten.


Können Sie bitte erklären, wie man mit vier Trainingseinheiten 23,26 Sekunden rennt?
Lückenkemper: Indem man richtig und exakt trainiert. Wir haben festgestellt, dass es mir mehr bringt, qualitativ hochwertig zu trainieren und mir dann die nötigen Regenerationsphasen zu gewähren, als die Umfänge zu steigern.


Spielt Krafttraining bei Ihnen schon eine Rolle?
Lückenkemper: Eine ganz kleine. Mit der Langhantel mache ich nur eine Übung. Reißen mit wahnsinnigen 14 Kilo. Da geht es nur um die Technik. Darum schaut sich auch ab und an ein Gewichtheber-Trainer meine Ausführung an. Außerdem haben wir in Soest ein spezielles Gerät, wir nennen es „Sprinttrainer“. Damit wird gezielt die Oberschenkelvorderseite trainiert.

Sie waren lange eine eher schlechte Starterin. Seit Sie aber bei Uli Kunst in Dortmund einmal pro Woche trainieren, sind Sie besser geworden. Oder täuscht das?
Lückenkemper: Ich habe mich ordentlich verbessert, speziell in der Beschleunigung. Auch da hilft der „Sprinttrainer“. Meine Reaktion ist immer noch nicht perfekt, daran arbeiten wir. Dafür werden im Training die Kommandos variiert.


Sie wirken im Gespräch immer recht locker und entspannt. Ändert sich das, sobald Sie auf der Laufbahn stehen?
Lückenkemper: Nein, ich mache den Sport, weil ich Spaß daran habe. Dazu zähle ich auch den Wettkampf. Selbst im Stadion spreche ich noch die Leute an, das gehört für mich einfach dazu.


Wie sind Sie eigentlich zur 200-Meter-Spezialistin geworden?
Lückenkemper: Über Umwege (lacht). Beim LAZ Soest habe ich mich zuerst als Hochspringerin probiert. Vor drei Jahren bin ich 1,64 Meter gesprungen, aber mit einer ganz miesen Technik. Klar habe ich auch mal die 100 Meter probiert. Gleich im zweiten Lauf ging es unter 13 Sekunden. Irgendwann wollte eine Trainingskameradin die 200-Meter-Norm für die Westfalen-Meisterschaften laufen. Da war ich auf der Bahn vor ihr, um sie zu ziehen. Nach 150 Metern habe ich mich dann umgeschaut, weil sie immer noch nicht neben mir war. Da hat Harald nur geschrien: „Gina, lauf!“ Im Ziel waren es dann 25,20 Sekunden, und ich hatte meine Strecke gefunden.

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