„Es war einfach ein geniales Gefühl, als im Ziel die Zeit auf der Anzeigetafel aufleuchtete. Ich bin mächtig zufrieden“, jubelte die Schülerin nach dem Rennen. Dabei hatte Lückenkemper in ihrem Zeitlauf sogar die Konkurrenz gefehlt, die normalerweise für Top-Zeiten nötig ist. Die vor ihr gestartete Französin Celine Distel-Bonnet verletzte sich nach rund 80 Metern. Die anderen beiden Starterinnen hatten bei Windstille fast zwei Sekunden Rückstand. Das alles machte der jungen Soesterin nichts aus. Sie zog auf der Zielgeraden durch und lief zum Hausrekord.
In der Endabrechnung der drei Zeitläufe lag Gina Lückenkemper vor den besten deutschen 200-Meter-Sprinterinnen. Als Zweite folgte Rebekka Haase (LV 90 Erzgebirge). Die amtierende Deutsche Meisterin setzte sich im ersten Lauf in 23,25 Sekunden vor ihrer Vorgängerin Inna Weit durch. Für die Deutsche Meisterin der Jahre 2012 und 2013 wurden 23,63 Sekunden gestoppt. Beide hatten allerdings zwei 100-Meter-Rennen und ein Staffelrennen in den Beinen. Lückenkemper war zuvor „nur“ mit der Staffel angetreten. Das deutsche U20-Quartett (Nina Braun, Lisa Mayer, Gina Lückenkemper, Chantal Butzek) lief starke 43,70 Sekunden und war damit nochmals zwölf Hundertstel schneller als Mitte Mai in Pliezhausen.
WM (noch) kein Thema
Mit dieser Zeit empfahl sich der deutsche „Vierer“ noch einmal eindrucksvoll für die U20-Europameisterschaften in sechs Wochen ins Eskilstuna (Schweden). Zum Vergleich: Der U20-Europarekord – aufgestellt vor vier Jahren von deiner deutschen Staffel in Tallinn (Estland) – ist nur 28 Hundertstel schneller. „Die Ausgangslage für de Staffel ist gut. Unser Ziel ist ganz klar eine Medaille“, sagte Lückenkemper, die schon vergangenes Jahr Staffel-Bronze bei den U20-Weltmeisterschaften in Eugene gewonnen hatte. Nach der Zeit von Regensburg kommt für Gina Lückenkemper sogar eine Einzelmedaille über 200 Meter Reichweite. Hinter den starken Britinnen Shannon Hylton (22,94 sec) und Charlotte McLennaghan (23,09 sec) liegt sie momentan auf Platz drei der europäischen U20-Bestenliste. Das Credo der Soesterin heißt in diesem Fall: Erst das Finale erreichen, dann werden neue Ziele gesetzt. „Mit der Zeit ist allerdings einiges drin.“
Ebenfalls keine Rolle spielt (momentan) das Leichtathletik-Highlight des Jahres: die WM Mitte August in Peking. Zur WM-Norm fehlen der Soesterin nur noch 22 Hundertstel. „Mit der WM habe ich mich nicht beschäftigt. Und die 22,90 Sekunden sind doch noch ein Stückchen weg“, sagte der Schützling von Uli Kunst. Doch eins ist klar: Nach dem Top-Rennen von Regensburg sollte man dem deutschen Sprinttalent jedoch in den kommenden Wochen noch so einiges zutrauen. Und vielleicht reicht es ja zu einem WM-Platz als Staffel-Ersatzläuferin? „Ich würde auch als Wasserträgerin mit zur WM fahren, um Erfahrung zu sammeln“, sagte Lückenkemper.
Quelle: Martin Neumann/Trackteam