Als Bundestrainer begleiten Sie Falk Wendrich schon seit Beginn seiner Karriere. Anfang des Jahres hat er sich von seiner langjährigen Trainerin Brigitte Kurschilgen getrennt und trainiert seitdem ausschließlich bei Ihnen. Wie läuft das ganz praktisch ab, schließlich arbeiten Sie in Leverkusen und Wendrich lebt in Soest?
Falk ist zwei- bis dreimal pro Woche bei mir in Leverkusen, da machen wir dann in erster Linie die Technik- und Kraftarbeit, also die Dinge, für die er mich primär braucht. Außerdem nimmt er hier die Physiotherapie in Anspruch. Andere Dinge passieren dann weiterhin in Soest.
Durch die enge Zusammenarbeit im vergangenen halben Jahr haben sie Wendrich noch besser kennengelernt. Was unterscheidet ihn von anderen Hochspringern?
Das, was er körperlich mitbringt, das ist schon herausragend, er hat auf jeden Fall eine gute Vorausbildung. Was ihn aber besonders auszeichnet ist, dass er ein sehr, sehr gutes Gefühl dafür hat, Anweisungen umzusetzen, in die Technik umzubauen, das ist eine große Qualität, die eine Grundvoraussetzung dafür ist, ein Weltklasseathlet sein zu können.
Sie haben das Training in einigen Punkten umgestellt. Was sind die größten Veränderungen?
Im konditionellen Bereich haben wir versucht, ihn schneller zu machen. Im Krafttraining haben wir Elemente eingebaut, die ihn in die Lage versetzten, diese Schnelligkeit auch umzusetzen. Und ein deutlicher Unterschied ist, dass wir Technikelemente so verändert haben, dass er hohe Geschwindigkeiten auch in Höhe umzusetzen kann. Denn hohe Anlaufgeschwindigkeiten sind das, was am Ende dann auch die Höhe bringt. Äußerlich sichtbar wird das dadurch, dass er jetzt wesentlich weiter von der Latte entfernt abspringt. Man kann das ganz einfach sagen: Je höher man springen will, desto größer muss der Abstand vom Absprung zur Latte sein, weil die Flugphase ja länger sein soll.
Wendrich ist bisher 2,20 Meter hoch gesprungen, seine Bestleistung liegt bei 2,29 Metern. Warum ist es ihm bisher noch nicht gelungen, in den Bereich seiner Bestleistung zu springen?
Man muss ganz klar sagen: Die 2,20 Meter sind nicht das, was er kann und was er auch im Training schon deutlich besser realisiert hat. Das hängt mit den nicht ganz unwesentlichen Veränderungen in der Technik zusammen. Außerdem hat Falk in dieser Saison erst vier Wettkämpfe gemacht. Er hatte Probleme mit der Achillessehne, darauf mussten wir Rücksicht nehmen. Wir hatten in der Corona-Zeit ja jetzt auch einen nicht normalen Saisonverlauf ohne Trainingslager, ohne die entsprechenden Qualifikationswettkämpfe und auch ohne die richtigen Zielwettkämpfe wie Olympische Spiele oder internationale Meisterschaften. Deshalb war es möglich, sich dafür Zeit zu nehmen. Da wird eine bessere Leistung kommen, das wird seine Zeit brauchen, aber wir haben diese Zeit jetzt, daher ist alles im grünen Bereich.
Falk Wendrich hat sich vorgenommen in Soest den höchsten Sprung der Saison zu schaffen. Inwiefern wirkt sich das Umfeld in seiner Heimat positiv auf die Leistung aus?
Der Wettkampf in Soest ist für Falk eine große Sache. Die Motivation macht 50 Prozent der ganzen Leistung aus und vor dem Hintergrund muss man den Auftritt in Soest auch sehen. Das wird bei ihm sicherlich eine höhere Mobilisation als bei vielen anderen Wettkämpfen hervorrufen und da setze ich auch drauf.
Hochsprungmeeting am 12. September
Das Hochsprungmeeting auf dem Sportplatz am Soester Schulzentrum beginnt am Samstag, 12. September, um 17 Uhr, Einlass ist um 16 Uhr. Auf dem Sportplatz gilt teilweise Maskenpflicht. Der Eintritt beträgt drei Euro, Schüler bis einschließlich 13 Jahre können kostenlos zuschauen. Auf einem Teil des Veranstaltungsgeländes gilt Maskenpflicht.
Quelle: Soester Anzeiger