Die sonst so quirlige Schülerin spricht langsam, als stelle sie sich bereits vor, wie es wohl sein mag vor mehr als 90.000 Zuschauern im Startblock zu sitzen. Es ist der wichtigste Leichtathletik-Wettkampf der Welt und die 18-jährige Soesterin ist als eine der jüngsten Sportlerinnen mitten drin. „Vor so einer Atmosphäre bin ich noch nie gelaufen, aber ich denke, je eher ich da hinkomme, desto entspannter kann ich sein, wenn es für mich wirklich um etwas geht.“
Völlig überraschend kam die Nominierung nicht. Die Norm für den 100 Meter-Sprint hatte Lückenkemper schon Mitte Juni bei der Deutschen Juniorenmeisterschaft in Wetzlar geknackt (11,25 Sekunden). Über die doppelte Distanz rannte sie mit ihrer Bestzeit von 23,04 Sekunden zweimal die vom DLV geforderte B-Norm. Ihr eindrucksvollstes Bewerbungsrennen lieferte sie dann aber vor anderthalb Wochen im 200 Meter-Finale der U20-EM in Schweden ab – auch wenn die Weltklasse-Zeit von 22,41 Sekunden wegen des zu starken Rückenwindes nicht in den internationalen Bestenlisten auftauchen wird.
Obwohl ihre 200 Meter-Leistung wohl höher einzuschätzen ist, wird Lückenkemper in Peking auf der 100 Meter-Strecke starten. Hintergrund ist der Zeitplan der Weltmeisterschaft. Zwischen den 200 Meter-Vorlauf und dem ersten Staffel-Einsatz hätte sie zwei Tage Pause. Bei einem 100 Meter-Einsatz hat sie fünf Tage Zeit zur Regeneration.
Ihren ersten WM-Einsatz hat sie damit am 23. August. Bis dahin hat Gina Lückenkemper noch ein wenig Zeit sich damit auseinander zu setzten, dass sie nun Teil der Weltspitze ist. „Höher geht nicht mehr, da werden dann auch Leute auf dem Aufwärmplatz unterwegs sein wie ein Usain Bolt“, sagt sie noch ein wenig ungläubig. Doch seit gestern ist es offiziell: Während für ihre Mitschüler in zwei Wochen die Schule wieder beginnt, macht sich Lückenkemper auf den Weg nach China, zum wichtigsten Leichtathletik-Wettkampf der Welt. mo
Quelle: Soester Anzeiger