Erst beim Blick auf die große Anzeigetafel im Kasseler Auestadion erfuhr Lückenkemper, dass sie das, was alle von ihr erwartet hatten, geschafft hat und bei ihrem DM-Debüt zur Goldmedaille gesprintet ist. „Das war ein verdammt enges Rennen, dadurch, dass wir direkt nebeneinander gelaufen sind, habe ich das natürlich auch mitbekommen“, sagte Lückenkemper. In solchen Situationen sei es wichtig locker zu bleiben. „Dann gewinnst du das Rennen“, so Lückenkemper. Am Ende stoppte die Stadionuhr bei 22,84 Sekunden, ihre Konkurrentin Lisa Mayer (LG Langgöns/Oberkleen) war nach 22,87 Sekunden im Ziel. Beide Sprinterinnen blieben mit ihren Zeiten deutlich unter der vom Deutschen Leichtathletik-Verband geforderten Olympia-Norm von 23,20 Sekunden. Der Unterschied zwischen den beiden: Als Deutsche Meisterin kann Lückenkemper nun fest mit den Olympischen Spielen planen. „Das ist natürlich super, ich kann mit einem Lächeln hier weggehen und weiß: 'Ich bin dabei'.“
Schon am Samstag lieferte Lückenkemper eine Leistung ab, die in den vergangenen 40 Jahren immer zu einer DM-Medaille gereicht hätte. Mit der 4x100 Meter-Staffel der LG Olympia Dortmund sprintete Lückenkemper in 44,27 Sekunden auf den vierten Platz. „Mit dieser Zeit wären wir in den letzten Jahren sogar oft Deutscher Meister geworden, daher sind wir zufrieden“, sagte Lückenkemper. Sie hatte den Stab als Kurvenläuferin an Position drei übernommen, das ist genau die Position auf der sie vermutlich auch mit der Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen in Rio laufen wird.
Wendrich verpasste Medaille nur knapp
Bereist am Samstag war der Hochspringer Falk Wendrich in Kassel am Start. Der 21-jährige Soester war mit seinem vierten Platz zufrieden, haderte allerdings noch mit der Höhe. Er sprang 2,10 Meter hoch, damit blieb er sechs Zentimeter unter seiner Saisonbestleistung und 14 Zentimeter unter seiner persönlichen Bestleistung aus dem Jahr „Normalerweise ist das keine herausragende Leistung für mich, aber ich muss zugeben, dass bei 2,15 Metern irgendwie der Wurm drin war“, sagte Wendrich. Bei 2,15 Metern hatte er die Latte dreimal jeweils deutlich gerissen. Ärgerlich für den Soester: Seine Höhe hätte auch zu einer Medaille gereicht. Die beiden Zweitplatzierten Alexander Klintworth (LG Kreis Nord Stade) und Tim Schenker (LAC Erdgas Chemnitz) schieden ebenfalls bei 2,10 Meter aus dem Wettbewerb aus. Sie blieben zuvor allerdings ohne Fehlversuch, Wendrich hingegen schaffte die 2,05 Meter erst im zweiten Durchgang und landete in der Endabrechnung daher auf dem vierten Platz. Deutscher Meister wurde EM-Finalist Eike Onnen (Hannover 96) mit 2,20 Metern.
Völlig unzufrieden mit seinem Auftritt in Kassel war der Welveraner Stabhochspringer Hendrik Gruber (TSV Bayer 04 Leverkusen). „Katastrophe, schlechter kann man bei einer DM nicht springen“, sagte Gruber sichtlich bedient. Schon bei der Einstiegshöhe von 5,15 Metern hatte er Probleme und schwang sich erst im dritten Versuch über die Latte. Und auch bei der nächsten Höhe über 5,35 Metern war er erst im dritten Durchgang erfolgreich. Nach zwei ungültigen Versuchen über 5,45 Meter, setzte der Vorjahres-Vierte alles auf eine Karte und versuchte sich über 5,55 Meter. Dies war die einzige realistische Möglichkeit, noch in den Medaillenkampf einzugreifen. „Eine Medaille hätte ich eigentlich holen müssen“, so Gruber. Doch am Ende reichte es nur zu Platz fünf, den Versuch über 5,55 Meter musste er abbrechen. Deutscher Meister wurde sein Vereinskollege Tobias Scherbarth mit 5,70 Metern.
Vierte heimische Athletin in Kassel war die ehemalige LAZ-Hochspringerin Laura Voß. Sie trat als Startläuferin in der zweiten 4x100 Meter Staffel der Deutsche Sporthochschule Köln an. In 3:48,89 Minuten sprintete das Team auf den zehnten Platz. mo
Quelle: Soester Anzeiger